Freitag, 29. März 2019

LNG-Reise Tag 5: Houston

Freitag, letzter Programmtag unserer Reise. Wir fahren zur Siemens-Zentrale in Houston, frisch renoviert nach den Schäden durch Hurricane Harvey im August 2017. Der Siemens-Standort in Houston wird in der künftigen, ab April geltenden Konzernstruktur Headquarter für die Division „Power and Gas“ werden. Das sei insofern naheliegend, erklärt uns der aus Erlangen nach Houston gekommene Jochen Brehm, als Houston inzwischen „the energy capital of the world“ sei. Alle großen Gas- und Ölunternehmen seien hier mit Hauptsitzen oder großen Divisionen vertreten. Siemens verspricht sich viel vom LNG-Boom, weil es große Teile der LNG-Produktionskette anbietet und Kunden wie zB die gestern besuchten Cheniere komplette Systemlösungen anbieten kann – von Turbinen und Kompressoren über Stromversorgung der Anlagen bis hin zu digitaler Vernetzung der Komponenten.

NASA in Houston - die legendäre Saturn-5-Rakete

In der lebhaften Diskussion geht es unter anderem um die Preisbildung auf den Märkten für LNG. In den USA hängt der Preis von LNG nicht am Ölpreis für Brent sondern am Henry-Hub-Index. Der Preis für die Einheit bei Henry Hub liegt aktuell um die 3 Dollar und man erwartet, dass dieser sich wegen der enormen Gasreserven in den USA lange auf diesem Niveau bewegen wird. Zusammen mit den Kosten für Verflüssigung und Transport per Schiff bildet er die Preisgrundlage für Abnehmer in Europa und liegt beim aktuellen Ölpreis auf einem konkurrenzfähigen Niveau zu Anbietern, die am Ölpreis hängen. Sollte letzterer noch steigen und die Preisbestandteile Verflüssigung und Transport wie erwartet weiter sinken, sieht man in den USA künftig eine sehr gute Wettbewerbssituation für US-LNG auch in Europa.



Diskutiert wurde, was von dem oft gehörten Argument zu halten sei, dass Russland immer in der Lage ist, mit seinem Preis für Pipelinegas zu unterbieten. Eine Antwort ist darauf nicht präzise möglich, weil es in Russland letztlich keinerlei Transparenz hinsichtlich der Preisgestaltung gibt. Vermuten kann man aber, dass sehr günstige Preise irgendwann entweder zu Lasten der Umweltbedingungen der Förderung oder der Arbeitslöhne gehen (- insofern sollte man vielleicht über Transparenzauflagen und überprüfbare, einheitliche Qualitätssiegel nachdenken, damit der Wettbewerb nicht zulasten von Umwelt oder der sozialen Bedingungen ausgetragen wird).

Hier noch ein kurzes Interview mit Jochen Brehm nach unserem Termin bei Siemens.




Damit war der Vormittag vorbei und auch der letzte Programmpunkt zum Thema LNG. Von Siemens aus ging es ins Houston Space Center, für dessen Besichtigung wir uns 3 Stunden Zeit genommen haben. Auch wenn das Ganze ein ziemlicher Rummelplatz ist – mal vor einer Saturnrakete in Lebensgröße zu stehen ist schon beindruckend.

Für mich geht es morgen über Amsterdam zurück nach Berlin. Es war eine tolle, an Eindrücken und Erkenntnissen reiche Woche. Thank you for following!

Tag 4 - Corpus Christi, Texas

Nach dem Frühstück ging es in kurzer Busfahrt zum LNG-Export-Terminal von Cheniere, ein Unternehmen mit dem Anspruch, einer der führenden LNG-Anbieter weltweit zu werden. Um dem gerecht zu werden entsteht in Corpus Christi eine gigantische Verflüssigungs- und Betankungsanlage, mit 3 bereits existierenden Tanks, 3 sog. „Trains“ zur Verflüssigung von Erdgas und Jetties, die auch die größten LNG-Tanker (Q-max) abfertigen können. Der erste Train ist schon in Betrieb - von Corpus Christi aus sind schon diverse Exportlieferungen erfolgt, darunter auch einige nach Europa (Frankreich, Griechenland, Italien). Der zweite folgt noch in diesem Jahr und der dritte 2020.

Zunächst bekamen wir im Verwaltungsgebäude eine Präsentation über das Projekt, das mit einem Invest von 15 Mrd. Dollar die größte Einzelinvestition in Texas darstellt. Leider mussten wir vor Betreten des Gebäudes unsere Waffen abgeben. Danach ging es im firmeneigenen Bus über das Gelände, wo wir leider nicht fotografieren durften, was aber einen Kollegen aus Niedersachsen nicht abgehalten hat, weswegen hier ein Foto des Tankers gezeigt werden kann, der gerade am Jetty lag. Mit seinem deutschen Namen lag der da wie für uns bestellt.



Cheniere hat uns freundlicherweise 2 Luftbilder der beeindruckenden Anlage zur Verfügung gestellt



Nach Rückkehr ins Verwaltungsgebäude hat mir Steven Davidsen folgendes Interview gegeben:

Nachdem wir schon nach der Präsentation unter anderem noch einmal nach dem Thema Methan-Emissionen gefragt hatten, hat man uns ruckzuck noch einen weiteren Programmpunkt vorbereitet. Aus Houston zugeschaltet wurde Fiji George, der uns eine Präsentation hielt, die er offenbar am Tag zuvor bei der UN in Genf zu dem Thema gehalten hat. Er arbeitet für Cheniere hat aber einen wissenschaftlichen Background und arbeitet auch mit den Leuten von Ressources for the Future zusammen, die wir in Washington getroffen haben. Was er berichtete, hatte es in sich: zunächst bestätigte er, dass es auf Basis diverser Studien keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass die Gasförderung über Fracking höhere Methanemissionen verursache als die konventionelle Fördermethode.

In den USA gibt es gesetzliche Vorschriften, Methanemissionen zu überwachen. Cheniere hat bei der Universität von Texas eine große Studie in Auftrag gegeben, wird technische Überwachung der Luft über der Anlage in Corpus Christi installieren und planen, die Daten von einem externen Dienstleister auf einem Online-Portal transparent zu machen. Man widmet dem Thema also sehr viel Aufmerksamkeit und will offensiv damit umgehen. Dies deshalb, weil man aufgrund der Zahlen und Daten davon überzeugt ist, so gut dazustehen, dass man das im Wettbewerb als Vermarktungsargument nutzen kann. Fiji ist davon überzeugt nicht schlechter, sondern sogar deutlich besser abzuschneiden als russisches Pipelinegas und unterfüttert das mit Zahlen:



Sowohl im 20-Jahres- als auch im 100-Jahresdurchschnitt liegt man unterv den Werten russischen Pipelinegases und in dem Bereich, wo der Einsatz von Gas als Ersatz für Kohle positiv in Sachen Klima wirkt. Russisches Gas liegt hier in der long-term-Betraxhtung sogar oberhalb dieser Schwelle. Fiji unterlegte das mit einer weiteren Berechnung für das Jahr 2015 auf Basis von Zahlen, die alle Länder im gleichen Format an das IPCC der UN liefern müssen. Danach lag der Wert für die USA bei 1,3 %, der für Russland bei 5,6% - d.h. auf Basis dieser Zahlen war in 2015 die Verwendung russischen Gases klimaschädlicher als Kohle!

Nach Cheniere ging es zunächst zum Mittagessen und dann zur Stadtverwaltung von Corpus Christi (der Bürgermeister der 360-Tausend-Einwohner-Stadt macht das übrigens in Teilzeit!), wo man uns darlegte, wie gewaltig die Investitionen in und rund um Corpus Christi gerade seien (50 Mrd. Dollar), alles ausgelöst vom Shale-Gas-Boom. Ein Vertreter der Küstenwache hielt uns anschließend dann noch einen Vortrag über die Sicherheitsmaßnahmen und Prüfungen der LNG-Tanker.

Danach im Bus zum Flughafen und Rückflug nach Houston.

Donnerstag, 28. März 2019

Tag 3: Washington – Houston – Corpus Christi


Der Tag war im Wesentlichen ein Reisetag: nach dem Frühstück Aufbruch zum Ronald Reagan Flughafen, von dem die Inlandsflüge abgehen. Von dort in einem rund 3-stündigen Flug nach Houston, wobei wir noch einmal eine Zeitzone überflogen haben und jetzt noch eine Stunde früher sind. Zeitunterschied zu Deutschland jetzt – 6 Stunden.

Nach rund 1,5 Stunden Aufenthalt Weiterflug zum direkt an der Küste gelegenen Corpus Christi, wo wir uns morgen ein LNG-Export-Terminal von Cheniere ansehen werden. Beim Anflug fühlte es sich fast an wie zu Hause, weil weithin sichtbar drehende Windräder zu sehen waren – eigentlich hatte man riesige Industrieanlagen als Kulisse erwartet

Vom Flughafen ging es direkt zu einem Restaurant wo wir ein authentisches texanisches Barbecue mit allem Drum und Dran bekommen haben. Zu uns gesellten sich einige Mitglieder des „World Affairs Council of South Texas“ mit denen sich schnell eine intensive und sehr interessante Diskussion über Gott und die Welt entwickelte. Das Interessante: es waren sowohl eingefleischte Republikaner als auch Demokraten dabei und dennoch gingen die sich nicht gegen seitig an die Gurgel sondern im Gegenteil sehr zivilisiert miteinander um. Der Republikaner konnte sogar herzlich über ein in Washington erworbenes Anti-Trump-Souvenir lachen. Eine wirklich schöne Erfahrung.

Unter anderem ging es mal wieder um Genehmigungsverfahren – ich erzählte von brütenden Fledermäusen auf Autobahntrassen, einer unserer Gastgeber von einem Skunk, das auf dem Gelände eines geplanten Windparks seinen Bau hatte.

Die Empfehlung des republikanischen Mitdiskutanten dazu kurz und trocken: shoot and shovel.

Mittwoch, 27. März 2019

Tag 2 in Washington



Präsidenten-Tag. Nachdem aus der Delegation niemand sonst Laufschuhe dabeihatte und unser Ministerbüro-Leiter Philipp Neuenfeldt, sonst zuverlässiger Laufgenosse, in Kiel geblieben ist, musste ich alleine los. Es war gleichwohl spektakulär – kalt, aber wolkenlos, Sonnenaufgang über dem Kapitol, Abraham Lincoln mit der Morgensonne im Gesicht. Besser hätte der Tag nicht beginnen können. 

Nach dem Frühstück ging es zur FERC, der Federal Energy Regulatory Comission, einer Mischung aus Bundesnetzagentur und einer Landesgenehmigungsbehörde. 
  
Die Behörde arbeitet einer unabhängigen 5-köpfigen Kommission zu, deren Vorsitzender immer ein Vertreter der Partei ist, die gerade den Präsidenten stellt. Die stellt auch immer 3 von 5 Mitgliedern. Aktuell ist aber ein Platz unbesetzt, was in der LNG-Industrie für Unruhe und Verärgerung sorgt, wie wir später am Tag erfahren haben. Die FERC kümmert sich um die umweltrechtliche Genehmigung aller LNG-Infrastruktur-Projekte die mindestens Reichweite über die Grenze zwischen 2 US-Staaten haben. Dazu kommen Import-/Exportterminals „onshore“ oder „nearshore“ (schwimmende Terminals wie das in Wilhelmshaven geplante). Anträge zum Bau von LNG-Offshore-Anlagen werden von der FERC nicht geprüft und genehmigt.
Director Terry Turpin schilderte uns das Vorgehen seiner Behörde. Erkenntnis: die Verfahren sind nicht weniger aufwändig als bei uns, enthalten öffentliche Beteiligung und werden nicht selten beklagt, wobei diese Klagen den Bau der Projekte nicht aufhalten – die Investoren müssen das Risiko in Kauf nehmen, von einem Gericht gestoppt zu werden. Das scheinen sie aber oft zu tun, weil – so Turpin – die Genehmigungen der Kommission, sind sie nach intensiver Prüfung erst einmal erteilt, sich im Regelfall als gerichtsfest erwiesen haben. Wegen der vielen parallelen Genehmigungsverfahren für LNG-Export-Terminals sie es für die Kommission aktuell „the busiest time we’ve ever seen“, so Turpin. Von den Tücken und der Langwierigkeit deutscher Genehmigungsverfahren haben er und seine Kolleginnen und Kollegen noch nichts gehört. Auch vom Berliner Flughafen noch nicht.  In der Diskussion über klagefreudige Bürger konnten sie aber mit einem schönen Akronym aufwarten:

BANANA – BUILD ABSOLUTELY NOTHING ANYWHERE NEAR ANYONE

Damit war der Vormittag schon wieder vorbei. Nach Ende des Meetings habe ich Terry Turpin noch vor’s Mikrofon gestellt: 



Nach der Mittagspause ging es weiter zu „Ressources for the Future“, einem Think Tank für Umweltfragen zum Gespräch mit Alan Krupnick und Jan Mares, letzterer gehörte schon der Adminsitration von Ronald Reagan an. Ressources for the Future lassen sich nicht von Unternehmen beauftragen, sondern stellen ihre Expertise i.d.R. Regierungsstellen zur Verfügung. Die Diskussion drehte sich vor allem um das Thema Methan-Emissionen. Auch Krupnick und Mares halten nichts von der These, dass die Fracking-Methode als solche höhere Methan-Emissionen verursache als konventionelle Fördermethoden. Die US-Gasindustrie gewinne eine Selbstverpflichtung immer mehr Zulauf, die Methanemissionen über die gesamte Kette von der Förderung bis zur Auslieferung kleiner 1 % zu halten. Solange die Methanemissionen unter 3 % bleiben hat der Ersatz von Kohle durch Gas einen positiven Klimaeffekt, sind also die klimaschädlichen Wirkungen unter Einberechnung der Methanemissionen geringer als beim Einsatz von Kohle.

Insgesamt wurde klar (mir zumindest), dass Energiewende in den USA eine ganz andere Bedeutung hat, als bei uns. In den USA ist damit mitnichten eine Abkehr von fossilen Energieträgern gemeint. Vielmehr ist das hierzulande die Shale-Gas-Revolution, die effektiv für eine Verbesserung der Klimabilanz der USA sorgt, weil sie Kohle verdrängt. Die durch die Fracking-Methode theoretisch erschließbaren Gasvorkommen sind so gewaltig, dass ein Ende der fossilen Energien in den USA nicht in Sicht ist. Vielmehr werden sich die Anstrengungen zum Klimaschutz in Richtung CO2-Auffang-Technlogien bewegen – CCS ist in den USA, anders als bei uns, keine Schreckens-sondern verheißungsvolle Zukunftsoption. Das heißt übrigens nicht, dass Renewables in den USA keine Chance hätten, die seien gewaltig im Kommen und auch am Thema Wasserstoff gebe es erhebliches Interesse.

Krupnick, der mir nach der Sitzung einen kurzen O-Ton gegeben hat, empfahl die Seite https://www.rff.org/sharc/ für Studien aller Art rund um die Umweltwirkungen von Öl Gas.


Anschließend ging es in das zweite, noch schönere Gebäude von Meridian, wo wir uns mit Fred H. Hutchinson getroffen haben, Präsident der LNG Allies Organisation, die sich der Förderung des Expots von LNG verschrieben hat. Mit ihm konnten wir alles, was wir bislang gehört hatten noch einmal vertieft diskutieren – ohne Zweifel ein Experte mit beindruckendem Know-How. Er bestätigte unter anderem, dass das Thema Methan-Emissionen für die Branche eines der absoluten TOP-Themen sei, zusammen mit der Effizienz des Verflüssigungsprozesses.
Auf der Rückfahrt zum Hotel habe ich mich bei der National Portrait Gallery absetzen lassen und noch schnell bei Obama vorbeigeschaut – so war der Tag dann schön von 2 US-Präsidenten eingerahmt.



Morgen besteht der Tag im Wesentlichen aus der Reise nach Corpus Christi/Texas über Houston – viel wird deshalb nicht zu berichten geben.

Dienstag, 26. März 2019

Washington, Tag 1

     
Zunächst fand sich die zu unterschiedlichen Zeitpunkten angereiste Delegation zu einem Auftaktmeeting in den schönen Räumlichkeiten des vom Departement of State mit der Organisation der Reise beauftragten Dienstleisters Meridian zusammen. Gegenseitige Vorstellung, Abgleich von Erwartungen, Organisatorisches waren Inhalt des 1-stündigen Treffens. Danach ging es zum Department of Energy (DoE), architektonisches Kleinod aus den späten 60ern, wo der Autor schon in 2014 anlässlich der SH-Delegationsreise in Sachen Offshore schon einmal die aufwändigen Sicherheitskontrollen erleben durfte (Wolfgang Schulz wird sich erinnern…).Dann folgten Präsentationen von vier Referenten mit angeregter Diskussion mit einer Reihe interessanter Erkenntnisse:
  • Das DoE (und nicht das Pentagon) ist u.a. auch zuständig für die Sicherheit der auf amerikanischem Boden stationierten Nuklearwaffen – fast 2/3 des Gesamtbudgets wendet es dafür auf! 
  •  Das DoE unterhält ein Netz von Forschungsinstitutionen, verteilt über das ganze Land – man hat Interesse an Kooperationen und gemeinsamer Budgetierung mit deutschen Forschungsinstituten. 
  •  Dem DoE obliegt die Genehmigung für Das-Exporte nach dem Gas-Act von 1938, als man von der Shale-Gas-Revolution, die die USA zu einem bedeutenden Gas-Exporteur machen würde nichts ahnte.
-        Interessant: für Länder, mit denen Freihandelsabkommen unterhalten werden, werden Genehmigungen i.d.R sofort erteilt – ein Grund mehr, aus EU-Sicht das gescheiterte TTIP-Projekt irgendwann wieder zu beleben (mit anderem Namen und ohne Chlorhühnchen). 
      Bis auf ein Projekt in Alaska, das auf State-Level gefördert wird, gibt es für die LNG-Infrastruktur keine Subventionen.  Aktuell gibt es drei LNG-Exportterminals „under operation“, eins davon, in Corpus Christi, werden wir diese Woche noch zu sehen bekommen, weitere sind „under construction“ und nochmal weitere sind bereits genehmigt. 

      Aktuell beträgt die Export-Kapazität50 bcm (Milliarden cubicmeter) pro Jahr, Ende 2020 werden es schon 110 bcm sein und das ist bei weitem noch nicht das Ende der Möglichkeiten – zum Vergleich: der gesamte Gasverbrauch in Deutschland im Jahr beträgt rund 80 bcm.

-         Das DoE beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Methan-Emissionen und fördert Forschung und Entwicklung um diese von der Förderung bis zum Verbrauch so weit als möglich zu reduzieren. Die in der Diskussion in Deutschland behauptete besonders hohe Methan-Emission der Fracking-Methode wurde bestritten – vielmehr wurde auf eine Studie verwiesen, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Emissionen über die ganze Kette betrachtet sich für nach Europa verbrachtes LNG nicht wesentlich von denen russischen Pipelinegases unterscheiden. Wobei darauf verwiesen wurde, dass für letzteres die Datenlage sehr schlecht sei und einiges geschätzt wurde. Die Studie soll uns im Nachgang zur Verfügung gestellt werden.


Nach einem schnellen Lunch in der Kantine des DoE (da kann die Landeshauskantine leider nicht so richtig mithalten) ging es zurück zu Meridian wo wir uns mit Charlie Riedl, Executive Director des Centers for Liquefied Gas (CLNG) trafen, einem Verband der LNG-Industrie der USA. Seine wesentlichen Botschaften:

-        ´Die USA werden in 2019 zum drittgrößten LNG-Exporteur werden.
-          Der Rückgang der europäischen Gasproduktion bei gleichzeitig auf absehbare Zeit steigender Nachfrage – u.a. wegen des Ausstiegs aus der Kohleverstromung in einigen Ländern der EU – sorgen in 2030 für einen Importbedarf von 400 bcm. Ein Bedarf, der so groß ist, dass der sowohl durch LNG als auch durch vorwiegend russisches Pipelinegas bedient werden kann.

-          U.a. weil der Referenzpreis für LNG in den USA (Henry Hub) nicht am Ölpreis hängt sei US-LNG bei weiter sinkenden Kosten für Transport in Deutschland und Europa wettbewerbsfähig.

-        Auf meine Frage nach der Einschätzung, dass Russland die Preise für US-LNG jederzeit unterbieten könne, antwortete er mit Skepsis: auf Dauer könne Russland das nicht durchhalten, wenn mit Kampfpreisen der eigene Business-Case gefährdet werde. Dazu passt, dass Gazprom diese Woche zum ersten Mal in einer offiziellen Kommunikation hat verlautbaren lassen, dass sie einen echten und harten Wettbewerb mit US-LNG erwarten.
Nach der Session habe ich Charlie Riedl noch einige Fragen gestellt (Audio starten)

Und schon ging es zurück ins Regierungsviertel, diesmal zum Department of State (DoS), ein ähnlich attraktiver Bau wie das DoE. Stammt auch aus der gleichen Epoche. Mit den Vertretern des DoS ging es vor allem um die geopolitischen Implikationen rund um LNG und Projekten wie Nordstream 2. Passenderweise war in dem Gang unseres Sitzungsraumes ein riesiges Foto vom roten Platz – musste ich fotografieren obwohl muir dafür wahrscheinlich Verhaftung droht oder ich an der Ausreise gehindert werde.


Erkenntnisse:
-         Die DoS-Vertreter sind sich der Schwierigkeit und der Sensibilität der Debatte in Deutschland bewusst und betonen ihren strategischen Ansatz der Diversifikation, Vermeidung von Abhängigkeiten, Unterstützung der Ukraine, die mit Nordstream 2 und Turkstream vollständig umgangen werden soll etc. Alles Argumente, die von den meisten Außenpolitikern in Deutschland geteilt werden, in der Debatte aber nicht durchdringen. Man sucht im DoS neue Ansätze der Kommunikation – die Delegation wurde um Ansatzpunkte gebeten.
-         Der ebenfalls in der deutschen Debatte regelmäßig auftauchende Vorwurf, man wolle ja nur das eigene LNG verkaufen wird zurückgewiesen mit dem Hinweis auf zahlreiche Projekte der Diversifikation in Europa – Interkonnektoren, Reverse-Flow-Pipelines, Ausbeutung neuer Vorkommen wie in Zypern - welche die USA alle vorbehaltlos unterstützen, obwohl diese theoretisch auch ihr Geschäftsinteresse mit dem eigenen LNG beeinträchtigen,
-          Die Verabschiedung der europäischen Gasrichtlinie wird grundsätzlich positiv gesehen, man ist aber zurückhaltend bzw. abwartend, weil die offenbar von ihren Gesprächspartnern in Brüssel und Berlin und in anderen europäischen Hauptstädten sehr unterschiedlich interpretiert wird.
-         Den Widerstand gegen Nordstream 2 werde man nicht aufgeben, die beteiligten Unternehmen arbeiteten weiter unter Sanktionsgefahr.
Fazit Tag 1: volles Programm, sehr spannend, viele Infos und zumindest am Vormittag herrlichstes Frühlingswetter. Trump, Netanjahu haben wir nicht getroffen und den Mueller-Report leider auch nicht zugesteckt bekommen. Bis morgen.