Freitag, 29. März 2019

Tag 4 - Corpus Christi, Texas

Nach dem Frühstück ging es in kurzer Busfahrt zum LNG-Export-Terminal von Cheniere, ein Unternehmen mit dem Anspruch, einer der führenden LNG-Anbieter weltweit zu werden. Um dem gerecht zu werden entsteht in Corpus Christi eine gigantische Verflüssigungs- und Betankungsanlage, mit 3 bereits existierenden Tanks, 3 sog. „Trains“ zur Verflüssigung von Erdgas und Jetties, die auch die größten LNG-Tanker (Q-max) abfertigen können. Der erste Train ist schon in Betrieb - von Corpus Christi aus sind schon diverse Exportlieferungen erfolgt, darunter auch einige nach Europa (Frankreich, Griechenland, Italien). Der zweite folgt noch in diesem Jahr und der dritte 2020.

Zunächst bekamen wir im Verwaltungsgebäude eine Präsentation über das Projekt, das mit einem Invest von 15 Mrd. Dollar die größte Einzelinvestition in Texas darstellt. Leider mussten wir vor Betreten des Gebäudes unsere Waffen abgeben. Danach ging es im firmeneigenen Bus über das Gelände, wo wir leider nicht fotografieren durften, was aber einen Kollegen aus Niedersachsen nicht abgehalten hat, weswegen hier ein Foto des Tankers gezeigt werden kann, der gerade am Jetty lag. Mit seinem deutschen Namen lag der da wie für uns bestellt.



Cheniere hat uns freundlicherweise 2 Luftbilder der beeindruckenden Anlage zur Verfügung gestellt



Nach Rückkehr ins Verwaltungsgebäude hat mir Steven Davidsen folgendes Interview gegeben:

Nachdem wir schon nach der Präsentation unter anderem noch einmal nach dem Thema Methan-Emissionen gefragt hatten, hat man uns ruckzuck noch einen weiteren Programmpunkt vorbereitet. Aus Houston zugeschaltet wurde Fiji George, der uns eine Präsentation hielt, die er offenbar am Tag zuvor bei der UN in Genf zu dem Thema gehalten hat. Er arbeitet für Cheniere hat aber einen wissenschaftlichen Background und arbeitet auch mit den Leuten von Ressources for the Future zusammen, die wir in Washington getroffen haben. Was er berichtete, hatte es in sich: zunächst bestätigte er, dass es auf Basis diverser Studien keine Anhaltspunkte dafür gebe, dass die Gasförderung über Fracking höhere Methanemissionen verursache als die konventionelle Fördermethode.

In den USA gibt es gesetzliche Vorschriften, Methanemissionen zu überwachen. Cheniere hat bei der Universität von Texas eine große Studie in Auftrag gegeben, wird technische Überwachung der Luft über der Anlage in Corpus Christi installieren und planen, die Daten von einem externen Dienstleister auf einem Online-Portal transparent zu machen. Man widmet dem Thema also sehr viel Aufmerksamkeit und will offensiv damit umgehen. Dies deshalb, weil man aufgrund der Zahlen und Daten davon überzeugt ist, so gut dazustehen, dass man das im Wettbewerb als Vermarktungsargument nutzen kann. Fiji ist davon überzeugt nicht schlechter, sondern sogar deutlich besser abzuschneiden als russisches Pipelinegas und unterfüttert das mit Zahlen:



Sowohl im 20-Jahres- als auch im 100-Jahresdurchschnitt liegt man unterv den Werten russischen Pipelinegases und in dem Bereich, wo der Einsatz von Gas als Ersatz für Kohle positiv in Sachen Klima wirkt. Russisches Gas liegt hier in der long-term-Betraxhtung sogar oberhalb dieser Schwelle. Fiji unterlegte das mit einer weiteren Berechnung für das Jahr 2015 auf Basis von Zahlen, die alle Länder im gleichen Format an das IPCC der UN liefern müssen. Danach lag der Wert für die USA bei 1,3 %, der für Russland bei 5,6% - d.h. auf Basis dieser Zahlen war in 2015 die Verwendung russischen Gases klimaschädlicher als Kohle!

Nach Cheniere ging es zunächst zum Mittagessen und dann zur Stadtverwaltung von Corpus Christi (der Bürgermeister der 360-Tausend-Einwohner-Stadt macht das übrigens in Teilzeit!), wo man uns darlegte, wie gewaltig die Investitionen in und rund um Corpus Christi gerade seien (50 Mrd. Dollar), alles ausgelöst vom Shale-Gas-Boom. Ein Vertreter der Küstenwache hielt uns anschließend dann noch einen Vortrag über die Sicherheitsmaßnahmen und Prüfungen der LNG-Tanker.

Danach im Bus zum Flughafen und Rückflug nach Houston.

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